Mittwoch, 12. August 2009

Ein Zivi aufm Schießstand

Nein, das ist nicht der Anfang eines Witzes, sondern was gestern genau passiert ist. Um die volle amerikanische Dröhnung zu kriegen, bin ich gestern mit einer erfahrenen Kollegin zu einer Gun Range gefahren. Dort kommt man zuerst in einen Raum mit Vitrinen voller Waffen. Durch die Scheibe nach nebenan konnte man schon die Schießwütigen beobachten und hören. Nachdem man einen Zettel ausgefüllt und seine Drivers License vorgezeigt hat, konnte man sich aus der Vitrine seine Wunsch-Waffe aussuchen. An den Wänden hingen auch Schrot- und Sturmgewehre, die auch zur Verfügung stehen. Ich wollte aber natürlich erst mal klein anfangen und hab eine 9mm Glock gewählt. Meine Kollegin holte sich einen dicken Revolver.

Die Knarren wurden zusammen mit der Munition (je 50 Schuss) in eine ordinäre Platikbox mit Griff gelegt und wir mussten uns noch Zielscheiben aussuchen. Sie nahm die klassische Mann-Silhouette und ich die mit eingezeichneten Organen - man will ja wissen, was man da trifft. Außerdem gab es noch Spaß-Zielscheiben mit Zombies drauf. Daraufhin bekamen wir unsere Kopfhörer und Schutzbrillen und konnten zu den Schießbahnen rübergehen.

Das ist schon leicht einschüchternd, wenn man da reinkommt. Es riecht nach Schwarzpulver, man ist durch die Kopfhörer relativ taub und hört trotzdem laute Schüsse. Die anderen Leute waren aber völlig normal, so dass ich wenigstens keine Angst hatte, dass einer ausflippt und plötzlich um sich schießt (alles schon passiert). Ernsthaft - die Leute da könnten auch auf der Bowlingbahn stehen. Es waren mehrere Frauen da, wenn auch meist in Begleitung eines Mannes. Da war zB dieser eine ca 25 jährige Typ mit kurzer Hose, Baseballcap und Tattoos mit seiner blonden, leicht doof guckenden Freundin, der er scheinbar das Schießen beibrachte. Rechts nebenuns waren drei Kumpels, die unisono um die Wette schossen. Wie auf der Bowlingbahn eben. Im Verkaufsraum hab ich sogar eine Familie mit 3 Kindern gesehen - die dürften nicht älter als 12 gewesen sein, schätze ich.

Ich ging dann also zur Bahn und begann, mein Magazin zu laden. Das hatte ich schon in Filmen gesehn, wobei es da aber viel leichter aussah. Man muss die Patronen dermaßen reinwuchten, dass man denkt, sie würden gleich losgehen. Dann *Zack*, Magazin in den Griff reinhauen, den Schlitten nach hinten ziehen, um die Patrone reinzuladen, breitbeinig mit ausgestreckten Armen dastehen und schießen. Der Schuss ging los und die Knarre schlägt richtig nach oben und hinten aus. Sehr beeindruckend, was da für ne Macht hintersteckt. Leider hab ich die Waffe leicht schlecht gehalten, so dass mein linker Daumen etwas angehauen wurde. Außerdem hat die Wumme sofort blockiert, wahrscheinlich weil ich sie schlecht geladen hatte.

Also erst mal nen Typ geholt, damit er sie wieder in Ordnung bringt. Ab dem zweiten Schuss war dann aber alles wunderbar und ich konnte ziemlich gut das Herz meines Pappkameraden malträtieren. Später durfte ich dann auch mal mit dem Revolver schießen, der noch mehr Rückschlag hat, aber dafür einfacher zu laden ist (auch aus Filmen bekannt). An der Seite der Trommel kommen dabei beim Schuss richtige Flammen raus und es gibt einen satten, wummernden Ton. Dafür kann man die Glock schneller in Folge schießen, was ich dann am Ende auch gemacht hab (bäng bäng bäng bäng).

Nachdem wir dann beide alles verschossen hatten, gings raus und wir durften pro Nase ca 30 Dollar blechen. Geht eigentlich. Das ganze war gar nicht so komisch und seltsam, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habs eher als Sport gesehen, wie beim Bogenschießen zB, und nicht als Mordwaffen-Training. Ich werds bestimmt noch mal versuchen - dann aber mit ner Shotgun :).

Das einzige krasse an der Sache ist, wie leicht man hier seine Finger an eine Waffe kriegt. Ich musste wirklich nur den Führerschein vorlegen und dann konnte ich als blutiger Anfänger einfach drauf los ballern. Aber die Gesetze um eine Waffe zu besitzen sind ja auch nicht viel härter. Man muss eigentlich nur einen Sicherheitskurs machen und dann 14 Tage auf seine Knarre warten. Tja, Amerika halt!

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