Sonntag, 22. März 2009

Willkommen auf dem Freeway

Amerikanische Autobahnen, genannt Freeway, Highway oder Interstate, sind wirklich nicht wie ihre deutschen Pendants. Statt 400 km/h darf man nur schleichende 104,6 km/h (65 mph) schleichen, was aber gute Gründe hat:
  • Es gibt keinen TÜV, also fahren manche ihr Auto, bis es buchstäblich auseinanderfällt – schneller als 110 km/h sollten die wirklich nicht fahren
  • Durch dieses Auseinanderfallen liegen die Autobahnen auch voller Autoteile – am liebsten komplette Reifen
  • Weitere Hindernisse sind die Sachen, die von Pick-Ups und schlecht gepackten Lastern heruntergefallen
  • Außerdem gibt es Schlaglöcher, die größer sind als unsere Badewanne (Dramatisierung)
  • Zu guter Letzt fahren die Amis wie kopflose Hühner, spontan und ohne zu blinken, was nicht verbessert wird durch das erlaubte Rechtsüberholen
Die Geschwindigkeit ist aber natürlich nicht genau 65 mph, sondern je nach Spur unterschiedlich:
  • In der rechten Spur fahren ständig Leute raus und rein, also ist der Speed eher so 60 mph (96 km/h)
  • In der zweiten Spur ist eher schon Durchgangsverkehr, mit so ca 70 mph (112 km/h)
  • In der dritten Spur bleibt man, wenn man die nächsten paar Abfahrten nicht raus muss und fährt so ca 75 mph (immerhin 120 km/h)
  • In der linksten(?) Spur ist es Glückssache – entweder es rauschen nur Mercedesse und Beamers (nein, das sind hier nicht Projektoren, sondern BMWs), oder es stottert ein alter Cadillac mit nich älterem Besitzer mit ca 50 mph dahin
Was noch auffällt, sind die kreativen Autobahnkreuze. Keiner weiß warum, aber in den USA hat sich wohl noch nicht herumgesprochen, dass das Kleeblattsystem, das wir in Deutschland kennen, einfach die perfekte Lösung für ein Autobahnkreuz ist. Stattdessen werden Brücken über Brücken gebaut und das ganze wie ein Teller Spaghetti zusammengeschmissen. Sieht natürlich toll aus, ist aber extrem bescheuert.

Deshalb ist auch das Auffahren auf einen Freeway immer ein großer Spaß. Die San Dieganer hassen ja nichts mehr, als jemand auf die eigene Spur zu lassen (ungefähr wie die Frankfurter). Da ist dann plötzlich die Freundlichkeit und Zuvorkommenheit dieser Spezies wie weggeblasen. Wegen dieser Unsitte muss man sich im starken Verkehr also immer ca 5 Meilen vor dem Abbiegen in die richtige Spur einfädeln. Das blöde bei Autobahnauffahrten ist aber, dass man vorher nie weiß, ob es links oder rechts auf die Autobahn geht. Deshalb muss man auf fremdem Territorium Blut, Schweiß und Tränen vergießen, um auf diesen blöden Freeway zu kommen.

Naja, es gibt auch positive Unterschiede: man muss nicht immer die komplette Städtetopographie im Kopf haben, um in die richtige Richtung zu fahren („Liegt jetzt Bad Salzufflen in Richtung Nierenstein?“ hab ich mich in Deutschland oft gefragt). Stattdessen ist einfach alles ausgeschildert nach Himmelsrichtungen („Bad Salzufflen liegt von mir im Norden, also nehm ich die Richtung „North“). Außerdem sind alle Nord-Süd-Freeways in ungeraden Zahlen und die Ost-West’igen in geraden Zahlen nummeriert.

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